Dunkle Zeiten by Scott Nicholson

Dunkle Zeiten by Scott Nicholson

Autor:Scott Nicholson [Nicholson, Scott]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-02-17T05:00:00+00:00


Kapitel 2

Vielleicht sind Geister wie Wolken an einem windigen Tag. Der Äther findet zu einer Form – dann wird er zerrissen, und alles was man war, wird nie wieder sein. Eine in unsichtbarer Tinte geschriebene Lebenserinnerung.

Aber das war der Himmel und Träume und Fantasie, Emily-Dickinson-Zeug, und dies hier war die wirkliche Welt. Wirklich, wirklich, wirklich, egal wie tief man sich in seinem Kopf versteckte oder welche Spielchen man trieb.

Kendra Wilson führte ihren Bleistift über ihren Skizzenblock und brachte spinnenhafte graue Linien aufs Papier. Sie skizzierte den Haupteingang des Hotels, zwei Doppeltüren mit großen ovalen Fenstern. Das Glas war facettiert und getönt, weshalb sie es malte, als ob es feuchte Augen wären, komplett mit den Pupillen. Es war die Art von Eingang, der einen anstarrte, genau das, was man von dem Hotel mit den häufigsten Geistererscheinungen in den Blue Ridge Mountains erwarten sollte.

Kendra war sich nicht sicher, was schauriger war: die Vorstellung, dass viele der Zimmer des Hotels noch immer von toten Menschen bewohnt wurden, oder dass das Gebäude selbst zum Leben erwacht war, den Staub und den Müll der Jahre aufsaugte und das Atmen derjenigen nachahmte, die durch seine Gänge geschritten waren.

Dad würde über beide Ideen lachen. Aber andererseits hatte Wayne »Digger« Wilson auf derartigen, wenig überzeugenden Sehenswürdigkeiten sein Geschäft aufgebaut. Er hatte eine Menge Geld auf den Ruf des White Horse Inn gesetzt, egal ob es das »verspukteste« oder einfach nur ein trostlos-graues Hotel war, das dringend einer Renovierung bedurfte. Und nun war er damit beschäftigt, die kalten Stellen zu untersuchen oder vielleicht auch die blonde Tussi, die für die Gästebetreuung verantwortlich war, weshalb ihn Kendra nicht nach seiner Meinung fragen konnte.

Weshalb sie sich selbst überlassen blieb, allein mit den Kreaturen, die sie aufs Papier brachte, und den Spielchen in ihrem Kopf.

Und die wundern sich, warum ich nicht gut mit anderen spielen kann. Zumindest mit solchen, die ich nicht ausradieren kann.

Kendra ließ die Spitze des Bleistifts über das Papier gleiten, ihre Augen waren fast vollständig geschlossen. In einem der Bücher ihres Dads hatte sie über automatisches Schreiben gelesen, bei dem Schreibmedien angeblich Stimmen von der anderen Seite auffingen. Sie begaben sich in Trance und kritzelten Botschaften aus dem Jenseits aufs Papier, wobei sie genau die Art süßer Nichtigkeiten wiedergaben, die die Lebenden hören wollten.

Es geht mir gut hier auf der anderen Seite. Es regnet nie, die Blumen blühen unaufhörlich und sogar die Alten sehen gut aus. Es ist ungefähr so wie Südkalifornien, nur ohne den Smog und die Schönheitsoperationen. Komm rüber, wenn du die Möglichkeit hast, aber vergiss den Käse-Dip nicht.

Ihre Kunst erzeugte eine ähnliche Trance, aber obwohl sie zu ein paar der dunkelsten Orte in North Carolina mitgeschleppt worden war, hatte sie bislang niemals auch nur einen verirrten Hauch Zigarettenrauch gesehen. Also kreierte sie Träume und Alpträume, und zitierte dabei Schreckgespenster herbei, die ihre Klassenkameraden in Verzückung geraten ließen, aber ihren Vertrauenslehrer Bradshaw schockierten.

Doch sogar mit ihrem offensichtlichen Talent kam sie nicht voran. Ihre Kunstlehrer in der High School beurteilten ihr Werk als »Comic-Kritzelei«, und auch wenn die



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